Rezepte für die Zwischenzeit: Socca mit Zwiebeln und Tomaten

Socca | chestnutandsage.de

Was bedeutet „Verzicht“? Diese Frage stelle ich mir, seit ich Anfang des Jahres von Christine gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, zur Fastenzeit ein Rezept vorzustellen, ein Verzichtrezept sozusagen, mit dem es ihr einfacher fallen werde, Fleisch und süße Versuchungen links liegen zu lassen. Dabei stieß das Wort „Verzicht“ im Vorfeld schon auf Vorbehalte, denn wer verzichtet schon gern? Eben. Deswegen fand Christine einen sehr schönen Namen für ihr Vorhaben: Zwischenzeit. Klingt das nicht viel besser? Ich finde schon.

Und sie gefällt mir, die Idee, eine Zwischenzeit einzulegen. Bewusst einen Schritt zurückzutreten, sich zu reduzieren auf das Wesentliche, den Fokus wieder scharf zu stellen auf das Wichtige. Sich einer selbstauferlegten Prüfung zu stellen, bei der man nur sich selber gegenüber Rechenschaft ablegen muss. Den inneren Tunichtgut und Taugenichts herausfordern. Die Disziplin trainieren. Warum nicht? Freude am Verzicht haben. So muss es sein. Denn wie schnell kann Verzicht zur Bürde werden? Gezwungenermaßen auf Leben, Erleben, die Lieben verzichten, widerstrebend, voller Unbehagen, zu Gunsten von Sicherheiten, selbst wenn die Gründe noch so vernünftig scheinen, nein, das möchte ich nicht und ich glaube, das darf auch nicht so sein.

Mit Freude habe ich deshalb ein Gericht für Christines Zwischenzeit zubereitet, bei dem sie eigentlich auf nichts – und schon gar nicht den Genuss – verzichten muss: Socca. Ein klassisches Rezept aus dem Mittelmeerraum. Ein einfacher Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl belegt mit geschmorten Zwiebeln, Tomaten und Rucola. Rein pflanzlich. Sättigend. Zufriedenstellend. Wer wird da schon einen Mangel spüren wollen?

Für 2 Personen als leichtes Mittagessen oder 4 als Vorspeise braucht Ihr:

  • 120 g Kichererbsenmehl
  • 200 ml Wasser
  • 1 TL Kreuzkümmel, fein gemörsert
  • 1 TL Koriandersamen, fein gemörsert
  • 1 große Zwiebel, in feine Ringe geschnitten
  • 250 g Kirschtomaten*
  • 1/2 TL Fenchelsaat
  • 1 kleine Sternanis
  • 1 kleine Zimstange
  • 25 ml Weißweinessig
  • 1 EL Olivenöl
  • 2 Handvoll Rucola
  • Olivenöl
  • Salz, Pfeffer

*Im April ist keine Tomatenzeit, ich weiß. Ich habe diese Tomaten deshalb im Hochsommer in rauen Mengen eingekocht. Sie halten sich kühl und dunkel gelagert etwa ein Jahr.

Vermischt das Kichererbsenmehl mit dem Wasser, dem Kreuzkümmel und den Koriandersamen und einer guten Prise Salz, sodass ein homogener Teig entsteht. Lasst diesen Teig etwa eine Stunde quellen.
Heizt den Backofen auf 180°Ober-/Unterhitze vor. Stecht die Kirschtomaten mit einem spitzen Messer ein und gebt sie zusammen mit der Fenchelsaat, der Sternanis, der Zimtstange, dem Weißweinessig, dem Olivenöl und ein wenig Salz und Pfeffer in eine ofenfeste Form. Schmort sie dort 45 Minuten.
Erhitzt das Öl in einer Pfanne und bratet die Zwiebeln gemeinsam darin langsam an, sodass sie schön weich werden und etwas Farbe annehmen. Salzt und pfeffert die Zwiebeln ein wenig.
Bereitet jetzt die Socca vor: Erhitzt Öl in einer Pfanne und gebt dann die Hälfte des Teiges hinein. Bratet den Pfannkuchen für einige Minuten von jeder Seite an. Macht das gleiche mit der anderen Teighälfte.
Belegt die fertigen Kichererbsenküchlein mit Zwiebeln, geschmorten Tomaten und Rucola.

Ein wunderbarer, einfacher Genuß, dem nichts fehlt.

Lasst es Euch gut gehen!
Julia

  1. Das klingt sehr lecker und absolut nicht nach Verzicht. Danke für das schöne Rezept!
    LG
    Ela

    • Sehr gerne, liebe Ela! Es war mir auch sehr wichtig zu zeigen, dass man – obwohl kein tierisches Produkt verwendet wurde – nicht auf Genuss verzichten muss :)
      Liebe Grüße!
      Julia

  2. Zwischenzeit. Was ein schönes Wort, liebe Julia! Wir sind uns auch hier wieder sehr einig, wie ich lese. Zurücktreten, sich selbst etwas herausforden und vielleicht auch wieder zum Wesentlichen zurück finden: ja. „Verzicht“ im Sinne von „Verzicht auf das, was uns ausmacht, nur weil es vielleicht andere so tun“: nein. Und mit diesem Kichererbsen-Pfannkuchen, belegt mit köstlichem Gemüse, hast Du da eine wunderbare Balance gefunden. Sehr schön – ich vermisse hier nichts! :)
    Liebe Grüße und ein herrliches Wochenende!
    Ylva

    • Wie schön Du das gesagt hast „Verzicht auf das, was uns ausmacht“. Das stimmt, denn ja, das ist es, das Konglomerat aus Leben, Erleben, die Lieben, das sind wir selber, eine Kombination aus allem auf die man nicht verzichten will… Ich freu mich, dass Dir das Rezept gefällt!
      Hab Du auch ein schönes Wochenende <3
      Julia

  3. Socca gibt’s bei uns auch sehr oft, nicht nur zur Fastenzeit – Deine Gewürze gefallen mir sehr. Socca wird ja normalerweise im knallheißen Ofen gebacken (mein Ofen kann ja eigentlich nur knallheiß, da passt das gut ;-) ), Aber in der Pfanne ist es natürlich energiesparender, werde ich auch mal ausprobieren.

  4. Manchmal, wenn ich es mir einfach mache, also ehrlich gesagt meistens, dann geb ich den ganzen Teig auch auf einmal in die Pfanne und backe einen dicken Fladen im Backofen, das geht schneller :) Socca habe ich ja eigentlich erst durch Dich und Dani von Flowers on my plate kennengelernt, ihr hattet da vor langem schon so schöne Beiträge, und seitdem bin ich Socca-Fan…

  5. […] Tomaten passen sehr gut zu Socca, in Salate oder auch zu Käse, sie schmecken aber auch pur oder auf ein Butterbrot und halten, […]

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