Soleier | chestnutandsage.de

Wunderbar antiquiert und fast vergessen – der Wirtshausklassiker Soleier

Nur weil etwas alt ist, altmodisch, althergebracht, muss es nicht verstaubt, von gestern, passé sein. Im Gegenteil. Es kann überraschend neu sein. Gut. So, dass man bitte mehr davon möchte, so, dass man sich fragt: Warum nur konnte dieses Glas Soleier von den Tresen der Wirtshäuser, der Kneipen, der Bars verschwinden? Denn dort vermisse ich es am meisten, das gute Essen. Billige Zutaten, völlig aus der Jahreszeit gefallen, unkreativ zusammengemischt, lieblos angerichtet – da hilft meist nur der beherzte Schluck aus dem Bierglas um das dargebotene akzeptieren zu können. Dabei könnte es so einfach sein: Wenige gute Lebensmittel, mit Freude am Produkt zubereitet, harmonisch, wohlwollend und ja – allerbanalst – lecker. So wie diese Soleier. Mit ein wenig frischem Brot, dick mit Butter und Senf bestrichen, mit Grün besprenkelt. Ein Bier dazu. Was will man mehr?

Für ein kleines Glas Soleier braucht Ihr:

  • 6 hartgekochte Eier
  • 400 ml Wasser
  • 100 ml Weißweinessig
  • 25 g Salz
  • 1 TL schwarze Pfefferkörner
  • 1 TL Senfsamen
  • 1/2 TL Kümmel
  • 4 Pimentkörner
  • 1/2 TL Koriandersamen
  • 1/2 kleine Zwiebel in feine Scheiben geschnitten
  • 1 frisches Lorbeerblatt

Schält die hartgekochten Eier und gebt sie in ein sauberes, heiß ausgespültes Glas. Kocht das Wasser zusammen mit Essig, Salz, Pfeffer, Senfsamen, Kümmel, Pimentkörner,  Koriandersamen und dem Lorbeerblatt auf. Gebt dann die Zwiebeln dazu und lasst alles für 5 Minuten köcheln. Füllt die heiße Flüssigkeit dann in das Glas, in dem die Eier sind. Verschließt es, lasst es auskühlen und bewahrt die Soleier dann im Kühlschrank auf. Nach 24 Stunden sind sie bereit, von Euch verspeißt zu werden, nach spätestens 5 Tagen sollten sie alle aufgegessen sein.

Lasst es Euch gut gehen!
Julia

P.S.: Ganz nebenbei sind diese Soleier eine wunderbare Möglichkeit, der anstehenden Über-Menge an Ostereiern Herr zu werden.

  1. Ich muss gestehen, dass ich noch nie Soleier gegessen habe :) Bei Soleiern war ich immer heikel und hatte Sorge, ob sie nicht schon ewig herumstehen… Aber selbst machen wär natürlich eine Option. Jetzt, wo ich ein Rezept dafür kenne…
    LG
    Ela

    • Liebe Ela, so wie beim Kimchi auch habe ich meine Soleier-Leidenschaft erst im Winter entdeckt, als meine Tante sie zubereitet hat. Während die restliche Familie die Nase rümpfte, hatte ich fast das ganze Glas für mich :)
      Liebe Grüße,
      Julia

  2. Ich schließe mich Ela an – ich habe sie auch noch nie probiert, allerdings als Kind oftmals auf den Tresen von Restaurants und Wirtshäusern bewundert. Jetzt bin ich seeehr neugierig!! Und du hast völlig recht – die guten, einfachen, aber ungeheuer wirkungsvollen Gerichte vermisse ich auch!
    LG
    Sabrina

    • Also wenn heute was gut passen würde, dann Eure grüne Soße und meine Soleier, oder? Das wär was :)
      Liebe Grüße!
      Julia

  3. liebe Julia, ich muss gestehen, um Soleier habe ich bisher immer einen großen Bogen gemacht, klingt ihr Name in meinen Ohren doch irgendwie gar nicht verlockend. Aber wenn ich hier so deine wunderbaren Worte und das Rezept lese, bekomme ich plötzlich Appetit – und Lust, meine festgefahrene Meinung über den Haufen zu werfen! ;) Ich danke dir für das Rezept, das wunderbare Foto und überhaupt, für alles, womit du uns und mich hier immer wieder beglückst. Hab ein schönes Osterfest! Liebe Grüße, Theresa

    • Awwww, Theresa, danke <3 Deine Nachricht ist so lieb, ich freu mich riesig, wirklich vielen lieben Dank! Und jetzt wo Du es sagst, dass der Name "Soleier" nicht richtig verlockend klingt, muss ich Dir recht geben, das war mir noch nicht wirklich aufgefallen. Aber sie sind einen Versuch wert, ehrlich!
      Liebe Grüße und schöne, erholsame Feiertage wünsch ich Dir.
      Julia

  4. Mmmh, kürzlich schon bei Bonjour Alsace bewundert und nun hier bei Dir…. Sieht so verlockend aus, dass ich gleich loslegen könnte mit Deinem schönen Rezept. Und ich stimme Dir zu, die einfachen Dinge sind so unglaublich gut, wenn sie von guter Qualität sind. In diesem Sinne ganz frohe Ostern für Dich! Vielleicht entdeckst Du ja auf einem Oster-Spaziergang doch noch ein tolles Wirtshaus :-).

    • Ich hoffe doch sehr, Claudia, dass sich in der Umgebung ein tolles Wirtshaus versteckt. Nur weil ich noch keines gefunden habe, heißt das ja noch nicht, dass es sie nicht gibt ;) Ist das nicht auch ein Slogan einer Firma „Es gibt sie noch, die guten alten Dinge“? Voilà :)
      LIebe Grüße und schöne Ostern!
      Julia

  5. Ich muss mich auch in die Reihe derer einordnen, die bis jetzt einen großen Bogen um Soleier gemacht haben. Du machst aber definitiv Lust darauf, den Eier doch noch eine Chance zu geben, Danke dafür!
    Liebe Grüße, Mia

    • Oh das freut mich aber, liebe Mia! Gerade bei so simplen Gerichten ist es ja manchmal schwer, Interessenten dafür zu finden ;) Meine restliche Familie steht da nämlich überhaupt nicht drauf, vermutlich weil das gewisse Chichi fehlt..
      Schöne Feiertage!
      LG
      Julia

  6. mhmm das sieht wirklich ganz köstlich aus liebe julia!! und mal wieder sehr schön fotografiert!
    viele grüße
    laura&nora

  7. Meine Muttter hat wohl mal welche gemacht, ich erinnere mich an die Tätigkeit die irgendwie aufregend war- ansonsten hatte ich noch nie was mit Sol-Eiern zu tun und denke ich werd das mal testen, dein Rezept mit den Gewürzen scheint mir gut geeignet!

    • Auf einen Versuch kommt es auf jeden Fall an, liebe Ninive :)

  8. Da hast Du echt ins Schwarze getroffen, liebe Julia. Auch unsere Küche hat bisher noch nie Soleier gesehen… wird wohl höchste Zeit, dass sich das ändert, was? Das Rezept klingt herrlich einfach (ich dachte immer, die wären so kompliziert herzustellen) und Eier und Essig mag ich ja sowieso.

    Zudem stimme ich Dir auch voll und ganz zu: Gutes Essen kann man mit den einfachsten Zutaten zaubern und schon hat man statt vermeintlicher Banalität ein kleines, feines Festmahl.

    Hab ein schönes Osterfest meine Liebe und lass es Dir gut gehen! :)
    Ylva

    PS Übrigens wieder wunderbar geschrieben und abgelichtet… immer wieder eine Wohltat bei Dir reinzuschauen! <3

    • Liebe Ylva, das ist so kurios, oder? Manchmal veröffentlicht man ein Gericht, bei dem man annimmt, dass es wie eine Bombe einschlägt, und dann aber auf relativ geringes Interesse stößt. Und dann kommt man mit so etwas unscheinbarem wie diesen Eiern hier, und plötzlich werden Nachrichten um Nachrichten hinterlassen, die alle durchweg positiv sind und Neugier geweckt haben. Toll!
      Genieß den letzten Ostertag und lass es Dir gut gehen, meine Liebe!

  9. Tatsächlich ein fast vergessener Genuss – allerdings nicht ohne Grund. Den Eiern im Wirtshaus sieht der bewusste Esser halt nicht an, woher diese stammen. Selbstgemacht ist das aber kein Problem – also ran ans Solei!
    Viele Grüße!
    Kai

    • Da hast Du absolut recht, Kai! Nicht nur, dass man nicht sieht, wo die Eier her kommen, man sieht auch nciht, wie lange sie da schon stehen. Nehmen wir die Soleier doch lieber als Oberbegriff für, wie Sabrina es schon gesagt hat, einfache aber ungeheuer effektvolle Gerichte, die uns fehlen :)
      Viele Grüße,
      Julia

  10. […] in einen würzigen Süd. Zwei tolle Beispiele dafür haben kürzlich Sabine von Bonjour Alsace und Julia von Chestnut & Sage […]

  11. Ulrich Bethmann

    Werde gleich morgen einen Versuch starten :-)
    Das ist, glaube ich, das einzigste Rezept – bei dem man die Eier vor dem Einlegen schält. Genau das gefällt mir, da man direkt vor dem Verzehr dies dann nicht mehr machen muss.

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