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Hongkong Food- und Travel-Guide

Es ist eine große Stadt. Kein Reiseziel. Eine Nacht, ein Stopover, verrucht wie der Hafen, man erzählt sich Geschichten von fernen Ländern – show me Porta Prince and Hongkong. Es ist eine seltsame Stadt. Getrieben vom großen Geld, dem Wunsch immer mehr zu haben, wird gerannt und gekämpft. Denn nicht nur den Mutigen gehört die Welt, sondern auch denen, die mangelndes Talent durch harte Arbeit wett machen. Work hard. Party hard. Und doch ist es die Stadt, in der mein Freund C. wohnt. Als kleine Flucht vor der Arbeit in China. Als kleine Auszeit von strenger Regulierung und Zensur. Grund genug also, uns auf den Weg zu ihm zu machen.

Leben in Hongkong

Den größten Luxus, den es in HK gibt, ist Platz, Raum für sich. Es ist also ein großes Geschenk, wenn man ein Bett in einer Privatunterkunft erhält. 35 bis 40 Quadratmeter stehen einer Familie zur Verfügung. Zu viert teilt man sich dann zwei Schlafzimmer, Küche und Bad. Das Leben spielt sich also vor der Türe ab. Wir wohnen diese Woche in Central HK, auf der Insel natürlich, das ist dem wahren Hongkong-Einwohner wichtig. Central ist mit seinen riesigen Hochhäusern, die wie Zahnstocher in den Himmel ragen, ein kreatives Viertel in dem viele Expats leben. Cafés, Galerien, Pop-up-Stores reihen sich aneinander, skandinavisches Design bestimmt die Ästhetik. Von meinem ersten Kaffee des Tages blicke ich auf einen kleinen Laden, der mit dem Slogan „No shopping, no chopping“ wirbt. Kochboxen sind also auch hier beliebt.

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Essen in Hongkong

Hongkong ist eine Stadt, die Hunger auf Protein hat. Als Vegetarier hat man es da nicht leicht, wenn man sich der kantonesischen Küche nähern will. Übrig bleibt da nur die buddhistische Tempelküche, die in Hongkong auf der Imitation von Fleisch, mock meat, beruht. Mithilfe von Seitan, Tofu, Tempeh und vor allem Pilzen, wird die Konsistenz von Hühnchen, Schwein und Meeresfrüchten imitiert. Feine Tofuhaut wird da zur falschen Entenhaut frittiert. Sesam sprenkelt sich auf knusprig gebratenem falschen Rind. Farbenfroh sieht das aus, durch allerlei Farbstoffe. Süß und klebrig schmeckt das und gesund ist das nicht. Aber die Konsistenz ist verblüffend, lustig ist es allemal und man sieht, dass bio, regional und saisonal hier noch keine wichtigen Attribute sind, um ein Restaurant voll zu kriegen.

Tischsitten in Hongkong

In China beginnt das Essen mit einer Suppe. Es kann noch so heiß sein, ein dampfende Brühe erwärmt das Herz und regt den Appetit an. Doch bevor man zu Schüssel, Löffel und Stäbchen greift werden diese mit heißem Tee ausgewaschen um eventuellen Schmutz zu entfernen. Dieser Tee wird in eine große Schüssel geschüttet, die dann abgeräumt wird. Das bestellte Essen wird an den Tisch gebracht, wenn es fertig sind, es wird geteilt, jede/r nimmt, was er oder sie möchte. Ich mag das.

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Was tun in Hongkong?

Natürlich gibt es in Hongkong Dinge, die man sich anschauen kann. Man kann mit der Fähre in die New Territories fahren und sich den großen Buddha ansehen (wenn er sich nicht im Nebel versteckt). Oder mit der Tram auf The Peak fahren und bei guter Sicht (die wir nicht hatten) den Blick auf die Stadt genießen. Großartig wird es aber, wenn man beim durch die Straßen schlendern auf Veranstaltungen aufmerksam wird, die heute oder morgen stattfinden. Hier ein Plakat, dort kurz gegoogelt und schon sitzt man zum Beispiel in der großartigen Veranstaltung „HK Chef Talks“ des Slowfood Convivums Hongkong und hört dem mit zwei Sternen dekorierten Richard Ekkebus zu, wie er zum Kochen kam und warum er so kocht, wie er kocht.

Wohin gehen? Die Top 5 für einen Tag in Hongkong.

1. Frühstück im Forkee Restaurant
Dieses charmante kleine Familien-Restaurant wird vor allem von Einheimischen besucht. Direkt gegenüber des Pak Sing Tempels gelegen kann man hier einen dicken, flaumigen Toast mit Erdnussbutter und Marmelade genießen. Von Vorteil ist, wenn man chinesisch spricht. Wenn nicht, dürfte zumindest ein beherzt gerufenes „m goi“ (kantonesisch für: Entschuldigung, aber auch für Danke) für kurze Aufmerksamkeit sorgen und schon kann man seine Bestellung aufgeben.
Forkee Restaurant, 200 Hollywood Road, SOHO, Sheung Wan, Hongkong, Preisklasse: günstig

2. Mittagessen im PMQ | Sohofama
Das PMQ ist das frühere „Police Marriage Quatier“, also das Gebäude, in dem verheiratete Polizisten Wohnrecht erhielten. Heute beherbergt das sanierte Gebäude ein Kreativwirtschaftszentrum in dem Designer und Werber ihre Läden und Büros haben. Hier lässt sich bei einem Regenschauer wunderbar die Zeit vertrödeln. Wen der Hunger packt, schlendert in das Erdgeschoss und genießt dort einen wunderbaren Lunch im schicken sohofama. Hier wird ein breites Spektrum der chinesischen Küche angeboten und es gibt besonders viele vegetarische und vegane Optionen. Schönes Plus: Hier werden bio, regional, saisonal, ja sogar der Verzicht auf Mononatriumglutamat groß geschrieben.
PMQ | Sohofama, No.35 Aberdeen Street, Central, Hongkong, Preisklasse: hoch

3. Mittagsbummel über den Shau Kei Wan Markt
Kein Urlaub ist perfekt, ohne einen lokalen Markt besucht zu haben. Hier sieht man das alltägliche Leben, das geschäftige Wuseln abseits der glitzernden Fassaden, entfernt von dem, was man schnell für „das“ Hongkong halten könnte. Hier trifft man auf wenige Touristen, englisch wird zwar noch gesprochen, aber das Zeichen für „vegetarisch“ – schnell mit dem Handy abfotografiert – rettet hier doch und erfreut nicht nur die Marktfrau, sondern auch sämtliche Gäste (und am Ende auch uns), die für einen kleinen Snack anstehen.
Shau Kei Wan Markt, 153 Shau Kei Wan Main Street East, Hongkong

4. Sundowner @ sevva
Ich habe im Urlaub gelernt: Deutsche lieben Rooftop Bars. Vielleicht liegt das daran, dass wir gerne den Überblick behalten, vielleicht auch daran, dass wir gerne auf andere herab blicken. Oder vielleicht sind wir einfach nur von wirklich mächtigen Hochhäusern fasziniert, weil wir, die wir nicht in Frankfurt leben, keine haben. Welche Gründe es auch gibt: besonders schön lässt sich der Sonnenuntergang auf dem Dach des Prince’s Building genießen. Eingerahmt von blinkenden Fassaden mit atemberaubenden Blick auf den Hafen lässt sich der Abend mit einem Drink einläuten.
SEVVA, Prince’s Building, 10 Chater Rd, Hongkong, Preisklasse: sehr teuer (daher der Tipp: Schön schicki anziehen, dann klappts auch mit der Bestellung!)

5. Abendesse im Golden Vegetarian Food
Wer genug vom internationalen Flair hat und sich nochmal vergewissern möchte, dass er/sie wirklich in Asien ist, nimmt die Tram und fährt ins „golden vegetarian food“. Dieses kleine Restaurant bietet eine breite Auswahl der buddhistischen Tempelküche an, was heißt: es gibt mock meat! Dieses hier ist aber wunderbar zubereitet, nicht zu süß, vor allem Enoki-Pilze werden für unterschiedliche Texturen eingesetzt. Genau das richtige, um sich auf diese Art der vegetarischen Küche einzulassen!  Hier wird man nur auf einheimische Gäste treffen, die es ausländischen Gästen hoch anrechnen, wenn sie das Essen mit Stäbchen beherrschen.
Golden Vegetarian Food, Scenic Horizon, 250 Shau Kei Wan Road, Sai Wan Ho, Hongkong, Preisklasse: moderat

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Denke ich an Hongkong, denke ich an „Sailorman“. Immer von Toccotronic. Show me the ports of Rostock and Shanghai. Es ist eine Stadt voller Sehnsüchte, Hoffnungen, Arbeit, voller Gegensätzen, wie sie größer nicht sein können. Eine Reise ist sie allemal wert, aber hier leben? Nein, danke. Lieber C., my dear friend, I hope you are fine. I bet you think this post is about you, hm?
Ihr Lieben, ich hoffe, ich hoffe, Euch hat der Ausflug nach Hongkong gefallen! Lasst uns die Koffer packen und nach Kambodscha weiter reisen, dieses Land, Siem Reap, die Küche Kambodschas werde ich Euch als nächstes vorstellen.
Lasst es Euch bis dahin gut gehen!
Liebe Grüße
Julia

  1. Coooool….ich habe den Beitrag zwar mal nur überflogen, aber ich bin sicher dass da viel Tipps für UNSEREN Hongkong-Trip im Herbst dabei sein werden. 1.000 Dank. liebe Julia!

    LG, Karin

    • Sehr gerne, liebe Karin! Ich wünsche Euch jetzt schon eine tolle Zeit in Hongkong und bin gespannt, was Ihr alles entdecken werdet!
      Liebe Grüße <3
      Julia

  2. Jetzt habe ich einen Anfall von akutem Fernweh. Klingt toll, dein Bericht, faszinierend und einladend :) Also noch ein Eintrag mehr auf meiner to-visit-Liste…
    Liebe Grüße,
    Carla

    • Ohje, solche Listen sind ja immer Fluch und Segen zugleich, ich sehe das an mir selber, denn meine Liste ist unendlich lang… und das bei 30 Tagen Urlaub! Wie soll ich das denn alles sehen können? Aber auf der anderen Seite ist Fernweh ja auch schön, oder?
      Liebe Grüße!
      Julia

  3. Oh, klingt das spannend! Und fremd! Und toll! In letzter Zeit sind wir (leider!) fast nur in Länder gereist, deren Sprachen wir einigermaßen sprechen – ob unbewusst, aus Bequemlichkeit oder aus Angst, nichts Vegetarisches zu bekommen, ich weiß es nicht. Beim nächsten Mal sind wir vielleicht mutiger. Danke jedenfalls fürs Mitnehmen in eine fremde Welt!
    LG
    Sabrina

    • Ach, das mitnehmen ist doch ein leichtes, liebe Sabrina, das mach ich doch gern! Und wenn Euch dieser kleine Bericht anregt, einmal ein anderes Reiseziel auszuprobieren, freut und ehrt mich das gleichermaßen <3 Hongkong fiel uns aber - das muss ich gestehen - total leicht, da wir ja die perfekte Reisebegleitung in Form von C. hatten, der nicht nur kantonesisch, sondern auch mandarin spricht. Wir konnten uns also meist zurücklehnen und das Spektakel genießen ;)
      LIebe Grüße!
      Julia

  4. Ich war gerade in Hong Kong und Peking! Und fand es großartig! Der einzige Wehmutstropfen war es, dass ich keine Zeit mehr für Aberdeen hatte und das Pferderennen am Mittwoch Abend verpasst habe.

    Yvonne

    • Dann schreit das doch förmlich danach, dass Du diese Reise wiederholen, bzw. fortsetzen musst, liebe Yvonne ;)

  5. Oh…..vielen Dank für’s Mitnehmen. Seit ich einmal in Hongkong war (und auch bei einer Familie wohnen durfte, die uns Platz geschaffen hat auf ihren paar Quadratmetern) bin ich fasziniert von dieser Stadt. Ich muss unbedingt wieder hin!

    • Ich kann Deine Faszination absolut nachvollziehen, auch wenn wir eventuell von unterschiedlichen Dingen angetan sind :)
      Liebe Grüße!
      Julia

  6. Noch ein neuer Punkt auf meiner To-Travel-Liste – vor allem, seit mich Shanghai so zu fesseln wusste. Danke fürs Appetit-Machen!

    • Sehr gerne, liebe Charlotte! Appetit-machen sollte mir doch leicht vond er Hand gehen ;)

  7. Hongkong ist meine Herzensstadt, seit ich ein Jahr hier verbracht habe. Ich würde es immer wieder tun, allerdings nie mehr als für ein bis maximal zwei Jahre. Dazu ist es hier einfach zu oberflächlich.
    Aber viermal im Jahr beruflich wieder zukommen und diese Stadt jedes Mal ein bisschen neu zu entdecken ist toll. ❤️

    • Das kann ich mir vorstellen, liebe Johanna! Mir geht das ehrlich gesagt so mit Singapur, dort habe ich ein sehr ausgedehntes Praxis-Semester verbracht. Ich mag das gerne, wenn Menschen Herzensstädte haben, das zeigt, dass man dort eine besondere Zeit verbracht hat, vielleicht auch mit besonderen Menschen. Und es zeigt, dass man sich diese Gefühle konservieren und behalten kann… ich wünsche mir, dass Du bald wieder nach Hongkong reisen kannst!

  8. Ich freue mich, nun die ersten Reiseeindrücke hier auf deinem Blog zu finden. Hongkong wird wohl – dennoch, nicht deshalb – nicht eines meiner Reiseziele. Aber nun bin ich gespannt auf mehr!

    • Ohja, es gibt immer irgendwie Länder, in die man sofort reisen würde. Und dann gibt es die, die einen so irgendwie gar nicht ansprechen. Bei mir sind das zum Beispiel im Moment Nord- und Südamerika. Aber mal sehen, vielleicht überkommt es mich ja irgendwann mal :)

  9. Danke für diesen tollen und interessanten Post :-)
    Aber ich sehe schon, kulinarisch würde mich da auch nichts überzeugen… aber für 2 Tage oder so würde mich die Stadt schon mal brennend interessieren, vor allem wegen ihrer Geschichte und dem Sonderstatus….

    • Also man soll in Hongkong ganz hervorragend französisch essen können ;) Und es gibt so viele 2-Sterne-Restaurants… aber eine Reise ist diese Stadt mit all ihrem Sonderstatus auf jeden Fall, da gebe ich Dir recht!
      Liebe Grüße!
      Julia

  10. Wie spannend – vorallem, wenn ein *Local* einen an die Hand nimmt… Wobei mich derartige Giga-Städte immer etwas verschrecken… Ob wir an ähnlichen Orten waren in Kambodscha? Ich freue mich auf mehr!

  11. Danke für diesen tollen Reisebericht! Hongkong steht auch bei uns auf der Liste der Orte, die wir irgendwann besuchen möchten, daher wandert Dein Beitrag direkt in die Bookmarks. Dass mock meat in Südostasien populär ist und nicht als Ersatz, sondern als eigenständige Zutat gilt, war mir bekannt, aber dass Vegetarisches ohne mock in Hongkong schwer zu bekommen ist, überrascht mich ein bisschen. Ich kann den Seitan-Stückchen mit der lustigen Als-ob-Entenhaut aber durchaus hin und wieder etwas abgewinnen :-). Lieben Gruß!

  12. […] Ziel, das wir nach drei Wochen, drei verschiedenen Ländern erreichen. Nach der glänzenden Zeit in Hongkong, viel zu wenigen Tagen in Kambodscha und einer erholsamen und ausgedehnten Verschnaufpause in […]

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